Mukojima
Mukojima
Der Stadtteil Mukojima in Tokyo
Steckbrief: Einwohner: 66.000, Größe: 3,4qkm, 19.200 Einwohner/qkm
Bezirk Sumida: Einwohner: 230.000, Größe: 14qkm, 16.200 Einwohner/qkm
Tokio-Stadt: Einwohner: 8 Mill, Größe: 617 qkm, 13.200 Einwohner/qkm
Groß-Tokio Einwohner: 12 Mill, Größe: 2.046 qkm, 5750 Einwohner/qkm
Tokio-Stadt hat 8 Stadtbezirke; Groß-Tokio umfaßt 23 Bezirke.
Beim Überqueren der Makura-Brücke (Ausschnitte)
Essay von Yukio Tsuji
Übersetzung: Noboru Miyazaki, Originaltitel: Makurabashi o watatte, Erstveröffentlichung: Ginka
Ich überquere von Asakusa aus den Sumida-Fluß über die Azuma-Brücke. An der Brücke ist ein Fähranleger, wenn ich vorbeigehe, bleibe ich normalerweise stehen und sehe den abfahrenden Schiffen zu.
Vor Kurzem sah ich ein Schiff langsam seine Richtung ändern und da ein leichter Regen zu fallen begann, habe ich den Regenschirm aufgespannt. So habe ich am Wochenende beim Haiku-Dichter-Treffen das Gedicht “Frühlingsregen, mit offenem Schirm überquere ich die Azuma-Brücke”, vorgelegt. Die Beurteilung war nicht gut. Es sei doch Frühlings-regen! Da sollte der Schirm nicht aufgemacht werden. Wann ich meinen eigenen Schirm aufmache, geht das niemanden etwas an. Aber meine Freunde, die Laien-Haikus dichten, denken sofort an eine Person wie Tsukigata Hampeita. Hier ist aber Edo (Tokio), Freunde!
Dahinter stehen das Asahigebäude, das Rathaus und hohe Wohnhäuser. Auf dem Dach der schwarzen niedrigen Asahi-Bierbrauerei befindet sich immer noch dieses goldene obskure Objekt. Ich habe einmal geträumt, daß dieses wie die Raupe einer Monstermotte über das Meer nach Frankreich verschwindet, wo der Architekt herkommt. Leider war es nur ein Traum. Die Umgebung glänzt und glitzert, und wenn man gedankenverloren vorbeigeht, überkommt einen das Gefühl, daß es jeden Moment herunter rutschen könnte. Deshalb gehe ich ganz schnell vorbei, weiter zur Makura-Brücke. ..
Historisch war Mukojima ein Ort, den man von außen her besuchte und der Sumida wurde vom Westen nach Osten überquert. Wer hat die Brücke überquert? Männer, die von ihrer eigenen Nutzlosigkeit überzeugt waren, überquerten den Sumida, oder Frauen, die sich alleine auf die Reise machten, um ihr Kind, das von Menschenhändlern geraubt worden war, zu suchen. Diese Leute kamen aus der weit entfernten Hauptstadt Kyoto und überquerten diesen Fluß von Westen nach Osten. Hier beginnt das Land Shimokusa, und dahinter liegt ,Oshu’, das Ende der Welt.
Ich habe hier mit der Geschichte angefangen, aber da wir diese Begebenheiten als Modell nehmen, ist der Sumida in unserem Herzen und unseren Gedanken auch heute noch der Fluß, den man von Westen nach Osten überquert.
Es gibt viele Gedichte, die den Sumida besingen. Ein Gedicht des Dichters Makoto Ooka mit dem Titel ,Ohne Sentimentalität im Herzen’ ist ganz und gar modern und gleichzeitig auch klassisch. Es besingt diese Gegend schön und radikal. Als ich zum ersten Mal dieses Gedicht las, befand ich mich auf der Ostseite des Flusses. Sofort fühlte ich mich auf das weit entfernte Westufer versetzt und sah den Rücken eines Mannes vor mir, der gerade den Fluß überquert. diese Gegend schön und radikal. Als ich zum ersten Mal dieses Gedicht las, befand ich mich auf der Ostseite des Flusses. Sofort fühlte ich mich auf das weit entfernte Westufer versetzt und sah den Rücken eines Mannes vor mir, der gerade den Fluß überquert.
Wenn man die Makura-Brücke überquert und bis vor den Park der ehemaligen Residenz des Mito-Clans kommt, steht dort auf der rechten Seite das prachtvolle Steinmonument von Fujita Moopo und auf der anderen Seite eine Stele, auf der mit metallenen Lettern steht.
“Der letzte Ort des Tomita Moopo, des begabten Haiku-Dichters, der in Mukojima Koume-cho geboren wurde und hier in der Nähe der Makura-Brücke am Sumida-Ufer starb. Seit seinem zweiten Lebensjahr litt er an Kinderlähmung und konnte lebenslang nicht gehen.”. ..
Moopo, der in Koume-cho geboren wurde und Haikus in Tamanoi und Mukojima-Susaki-cho schrieb, starb am 1. September 1923 beim großen Kanto-Erdbeben im Alter von 27 Jahren. Seine Schwester, eine Geisha, und deren Freundinnen, haben ihm von seinem Haus in Sazaki-cho weggeholfen. Danach hat ihn Arai Seifu, der Redakteur seiner Gesamtwerke, bis zum Ufer des Sumida getragen. Von hier aus mußte man zum anderen Ufer schwimmen. Moopo, der nicht alleine gehen konnte, ist an diesem Ufer gestorben – im Sitzen vom Feuer umzingelt.
Vorhin habe ich geschrieben, daß man den Sumida von Westen nach Osten überqueren muß, aber wenn ich den Sumida überquere, sehe ich auf der Makura-Brücke Moopo, der nie in seinem Leben den Fluß überquerte. Er blickt auf die Häuser in Asakusa im Westen und auf das Fließen des Wassers. ..
Im Frühling gibt es auf dem Sumida einen Regattawettbewerb der Universitäten. Hinter der Kototoidango, jetzt auf der anderen Seite von Ooh Sadaos Baseballplatz, lag das Bootshaus, und die Studenten haben täglich in dieser Gegend geübt. Ich sah gern am Abend zu, wie ein Student allein in seinem Boot, einer Wasserspinne gleich, über das Wasser gleitet.
Da dies typisch für diese Gegend ist, müßte jedes Kind in der Nachbarschaft davon träumen, eines Tages ein Ruderer an der Universität zu werden. So ist es nicht! Ich wollte die Universität besuchen, wenn es meine Eltern unbedingt wünschten – jedoch keinesfalls zum Ruderer werden. Als Ruderer hat man eine Wunde am Po. Die Männer vom Bootsclub zeigten sich im Sento, dem öffentlichen Bad, den Po und fragten sich dabei immer sehr laut: “Wie ist meiner? Sehr schlimm?”
Die Kinder von Shitamachi, die so etwas immer zu sehen bekamen, schworen sich, nie so tief zu sinken, daß sie sich gegenseitig den Po zeigten.
Zitate
“Wir hören, daß in Deutschland die bürgernahe Stadtplanung sehr intensiv betrieben wird. Durch eine Kontaktaufnahme mit Ihnen, wollen wir unseren Stadtteil Mukojima mit anderen Augen sehen und über gemeinsame Probleme nachdenken”,
schreibt die Bürgerinitiative “Kawanote-Club” 1991 an die Ottenser Bürger.
“Ich dachte, wenn wir uns mit der Zukunft von Mukojima befassen, könnte es auch nützlich sein, einen Blick nach Ottensen zu werfen und davon zu lernen, und so entwickelte sich der Austausch.”
Toshiya Yamamoto als Stadtplaner träumt er von einer besseren Stadt und arbeitet im Modellversuch Mukojima.
“So etwas wie der Stadtteildialog ermöglicht einen Einblick in eine andere Realität, in der es neben dem Fremden doch sehr viel menschlich Vertrautes gibt. Es ist aber auch ein Blick in den Spiegel der Fremdheit, der einem das Eigene von einer anderen Seite zeigt, der einem die Offenheit schafft zu fragen, warum ist es so, wie es ist. Das Staunen, das der Austausch zwischen den Stadtteilen hervorruft, ist für mich sein wichtigstes Ergebnis.”
Titus Spree, Stipendium an der Tokyo Universität (Architektur und Stadtplanung)
“Der Austausch mit Ottensen geht jetzt schon seit 6 Jahren. Wenn man so eine Aktivität betreibt, hört man eine Menge Meinungen über diesen Stadtteil, das teilt man den Behörden mit und baut es in verschiedene Entwicklungspläne ein”,
erzählt Kimio Nakano. Manu-Institut, Gesellschaft für Stadtentwicklung, 15 Angestellte, davon 4 im Modellversuch Mukojima tätig
“Viermal im Jahr geben wir eine Zeitung heraus, die sog. Grande Rivière, das ist Französisch und bedeutet großer Fluß. Da wir jetzt so viel mit Hamburg zu tun haben, denken wir uns manchmal, wir hätten der Zeitung vielleicht einen deutschen Namen geben sollen”,
erzählt Herr Yamada. Kawanote-Club, Bürgerverein Mukojima, ca. 50 Mitglieder
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Unser Team
Ich bin ein Experte auf meinem Gebiet. Aber ohne mein Team wäre ich heute nicht da, wo ich bin. Ich liebe es, mit Gleichgesinnten zusammenzuarbeiten und mit meiner Leidenschaft und Kompetenz meine Ziele zu verwirklichen.
Hirano
Hirano
Ein japanischer Stadtteil im Museumsrausch
Ottenser Delegation knüpft Kontakt mit dem Stadtteil Hirano in Osaka.
Ein hübsches braungraues Steinmuster ist in viele Straßen von Hirano eingelassen. Diese Mosaiken führen durch schmale Gassen, vorbei an traditionell gebauten Holzhäusern, Gedenksteinen, Tempeln und Schreinen. Besucher können hier und dort einen Plan ausgelegt finden, den der “Verein für behutsame Stadtentwicklung Hiranos” herausgegeben hat und mit dem über die nicht gerade herkömmlichen Sehenswürdigkeiten im Stadtteil informiert wird.
Anläßlich des 10-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Osaka zieht eine 10-köpfige Delegation aus dem Stadtteil Ottensen Ende Mai 99 durch die engen, rechtwinklig angelegten Gassen Hiranos. Für die Mitglieder und Freunde des Japanisch-Deutschen Stadtteildialogs, der schon seit 8 Jahren den Ost-West-Dialog führt, ist es die erste Kontaktaufnahme mit dem im Süden von Osaka gelegenen Stadtteil. Ziel ist es, sich kennenzulernen und sich künftig über Stadtteilangelegenheiten auszutauschen.
Kleine Holztürmchen entlang unseres Weges erinnern an die ehemaligen Wachhäuser am alten Stadtgraben, erzählen von der 800-jährigen Geschichte des Ortes. Wie Ottensen war Hirano einst ein freier und eigenständiger Ort; heute ist Hirano ein Bezirk der Millionenstadt Osaka.
Auch der Baum vor dem Kumata-Schrein ist schon achthundert Jahre alt.
In diesem Heiligtum wird eine nahezu einzigartige traditionelle Kunst des Landes gepflegt: Hier treffen sich Bewohner, um gemeinsam Renga, die Kunst des Kettendichtens auszuüben – ein literarisches Spiel zwischen Ritual und Phantasie, gepaart mit Schnelligkeit.
Ganz untraditionell geht es allerdings zu, wenn auf dem Schreingelände einer der vielen Flohmärkte stattfindet, die vor allem zum Zwecke der nachbarschaftlichen Kontaktaufnahme ins Leben gerufen wurden.
In der überdachten Einkaufsstraße, die so schon 50 Jahre lang besteht, reihen sich bunte Stände mit seltsamen Süßigkeiten, unbekannten Fischen, unzähligen Teesorten und eng gestapelten Haushaltswaren aneinander. Dazwischen bieten kleine Buden traditionelle “Snacks” an und Spielautomaten plärren.
Inmitten des bunten Treibens, unter einem riesigen Lampion, befindet sich der Eingang zum Senkoji-Tempel – einem buddhistischen Gotteshaus voller Überraschungen.
Im Garten erwartet uns ein kleiner Teufel aus Pappe, der den Weg in die “Hölle” weist. In einem abgedunkelten Raum lassen gar schreckliche Geister die Besucher erschauern, und ein Stück weiter längs des Weges kann man seinen Kopf in einen Stein stecken, um “Höllengeräusche” zu hören. Ein verschlungener Pfad führt dann unter lindgrünen Bambusgräsern zum “Himmel”, einem glitzernden, sich im Wasser spiegelnden Kunstwerk, das zum Verweilen und Meditieren einlädt.
Ein Tempel? Ein Freizeiterlebnispark? Eine Kunstgalerie? Die Ideen von Ryonin Kawaguchi, dem Abt des Tempels, der mit Enthusiasmus “seinen” Stadtteil erläutert, sind nicht ganz so ehrwürdig wie sein Amt, er möchte sowohl die Jugend begeistern und Familien wieder in den Tempel locken als auch einen ruhigen Platz für die Alten bieten. Neben der Wahrheit und Schönheit soll auch der “Spaß” – wie er sich ausdrückt – einen Platz in seinem Tempel haben.
So findet sich auf dem Tempelgelände auch eine umfangreiche Ausstellung von Kinderspielzeug aus den vergangenen 50 Jahren, die “den Besuchern sehr gut die Kultur dieses Landes vor Augen führt”. Und mittels einer alten Telefonapparatur sind einzelne Geräusche aus dem Stadtteil wahrzunehmen – ein außergewöhnliches Geräusch-Archiv, natürlich auch auf CD verewigt. Projektleiter ist Atsushi Nishimura, der bezeichnenderweise an der “Fakultät für Lebensqualität” promovierte.
Abt Kawaguchi, der Mann mit der freundlich integeren Ausstrahlung, bündelt die Energien der Bürgerinitiative von Hirano, die neben vielem anderen bis heute 13 kleine Museen geschaffen hat. Demnächst sollen es in einer Großaktion 100 Museen werden – ein Stadtteil im Museumsrausch!
Da ist z. B. der Konditor, der im Verkaufsraum seine alten Backformen ausgestellt hat, dazu so manche Geschichte zu erzählen weiß und auch gerne mal zeigt, wie die traditionellen Süßigkeiten in den Formen und Farben der Jahreszeiten hergestellt werden.
…Oder der Fahrradhändler Tagawa, der über 400 Fahrräder, darunter die merkwürdigsten Zweiräder, gebaut hat und diese abwechselnd auf knapp 20qm ausstellt. Mit einer seiner Kreationen schaffte er es sogar ins Guinnessbuch der Rekorde – sie ist das größte gebrauchsfähige Zweirad der Welt.
Dicht gedrängt sitzen wir im traditionellen Langhaus von Herrn Matsuya, Färber und Weber. Ausgestellt hat er allerdings nicht seine schönen Stoffe, sondern Filmgeräte. Er zeigt Apparaturen aus den letzen 60 Jahre, drückt uns eine gemalte Filmrolle in die Hand, präsentiert seltene Formate und vor allem jede Menge Videos.
Darin festgehalten sind Geschichten des Stadtteils, z. B. die von Frau Imano, 82 Jahre alt, deren Haus noch aus der Edozeit stammt, also 150 Jahre alt ist. Ihr Haus kann an jedem vierten Sonntag im Monat besichtigt werden. In einem Interview des Films erzählt sie über eine weitere Aktion von Bürgern aus Hirano: “Es gab Treffen, auf denen wir uns Geschichten von früher erzählt haben. Ich hörte sie mit nostalgischen Gefühlen. Jetzt sind sie in einem Buch veröffentlicht worden, und ich lese die Geschichten, die man sich früher in Hirano erzählte, meinem Enkel vor…”
Abt Kawaguchi erläutert bei grünem Tee und Keksen, daß sie mit Ihrer Initiative keine Touristen anlocken wollen, alles ist für ein besseres Zusammenleben im Stadtteil gedacht, gebaut und renoviert. An die Kinder soll eine lebens- und liebenswerte Zukunft weitergegeben werden.
Angefangen hatte das Engagement mit einem Bahnhof, der abgerissen werden sollte – ein achteckiger Holzturm, den die Bürger gerne behalten hätten. Doch allen Protesten zum Trotz mußte er weichen. Damals hat Abt Kawaguchi mit Gleichgesinnten eine Zeremonie abgehalten, den Bahnhof “beerdigt”.
Das erinnert natürlich sofort an unsere Ottenser Geschichte, in der auch ein Bahnhof trotz allen Widerspruchs abgerissen und damit ebenfalls der Grundstein für Aktivitäten gelegt wurde, die Ottensen zu jenem Stadtteil mit Ambiente werden ließen, der sich heute so großer Beliebtheit erfreut. Hier wie dort wurden die Spuren der ehemaligen Bahnschienen (dort Straßenbahn, hier Industriebahn) erhalten und erinnern an die Vergangenheit der Stadtteile.
Alte Häuser bleiben hier wie dort bestehen, und im Senkoji Tempel von Hirano verbindet sich, wie in den ehemaligen Ottenser Fabriken, Altes mit Neuem.
Bisher gab es keine städtische Hilfe für die Initiative von Hirano. Abt Kawaguchi führt auf dem gemeinsam veranstalteten Symposium im International House Osaka aus:
“Wir haben bisher auf die Unterstützung der Stadt Osaka nicht viel Wert gelegt, denn ich liebe frischen Fisch, und frisch müssen auch die Aktionen bleiben. Die guten Ideen sollen nicht in den Büros der Stadtverwaltung liegen bleiben bis sie vergammelt sind.”
Die Stadt Osaka will den Stadtteil Hirano nun allerdings als Modellfall aufgreifen und bei der weiteren Entwicklung helfen; das DAN Planungsinstitut entwickelte dazu ein Projekt mit dem zukunftsträchtigen Namen “Hope Zone”. Gerade diese Entwicklung steigert das Interesse vieler Bürger von Hirano an Ottensen. Wie auf dem Symposium durch Vertreter des Japanisch-Deutschen Stadtteildialogs vorgetragen wurde, konnten viele Projekte in Auseinandersetzung mit der Stadt Hamburg oder dem Bezirk Altona finanziell verwirklicht werden. Wie man dabei seine Eigenständigkeit behält und “frisch” bleibt, darüber würden die Japaner gern weiter mit uns sprechen. So wird mit Spannung der Herbst erwartet, wenn Bewohner aus Hirano zum ersten Mal Ottensen besuchen, um sich hier in den Gassen, Zentren und ehemaligen Fabriken umzusehen.
Brigitte Krause
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Unsere Werte
Warum man auf uns zählen kann? Weil unser Unternehmen mehr ist, als nur ein Business. Jede Person in unserem Team ist einzigartig – und wir alle teilen die gleichen Werte.
Ottensen
Ottensen
Der Stadtteil Ottensen in Hamburg
Steckbrief: Einwohner: 35.600, Größe: 2,8 qkm, 12440 Einwohner/qkm
Bezirk Altona: Einwohner: 238.000, Größe: 78 qkm, 3040 Einwohner/qkm
Hamburg: Einwohner: 1,6 Mill, Größe: 755 qkm, 2210 Einwohner/qkm
Hamburg hat 7 Bezirke und 104 Stadtteile
Der Abriss des Altoner Bahnhofs
Altonaer Bürger wollten den Bahnhof erhalten. Leider wurde der Bahnhof Oktober 1973 abgerissen. Doch danach mischten sich die Bewohner und Bewohnerinnen verstärkt in die Stadtteilgestaltung ein und vieles, was zum Abriss bestimmt war, blieb erhalten und macht heute den Charme von Ottensen aus.
Ottensen – eine Reise durch die Zeit
Schenkt man den alten Stadtchroniken und heimatkundlichen Schriften Glauben, so haben sich Altona und Ottensen schon immer als Zufluchtsort für anderswo Ausgegrenzte erwiesen und sich dadurch ausgezeichnet, daß hier Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion, Arme und Reiche, zunftlose und zünftige Handwerker mit- und nebeneinander ausgekommen sind: Das offene Stadttor auf dem Altonaer Wappen soll davon zeugen – mit dieser Offenheit waren aber auch immer handfeste wirtschaftliche Interessen verbunden.
Und so ist es noch heute: Trotz gefürchteter “Verslumung” und gleichzeitiger “Schicki-mickisierung” und der alltäglichen “Ausgrenzungen” hat Ottensen nicht nur den Ruf, “sozialer Brennpunkt” oder ständiger “Konfliktherd” zu sein, sondern ist auch als ein Ort großer Toleranz im Zusammenleben und -arbeiten sehr unterschiedlicher Menschen bekannt.
Ottensen, einst beschauliches Bauerndorf, entwickelte sich ab 1853 durch günstige Zollbedingungen zur Industriestadt. Glashütten, Eisengießereien, Maschinen- und Tabakfabriken sowie fischverarbeitende Betriebe siedelten sich auf der “grünen Wiese” an, und der Zuzug der nötigen Arbeitskräfte führte zur schnellen Verdichtung mit Arbeiterwohnhäusern und kleineren Zuliefer- und Handwerksbetrieben. Die verkehrsgünstige, hafennahe Lage und die bereits 1844 gebaute Altona-Kieler-Eisenbahn begünstigten diese Entwicklung.
Neben den Landhäusern und den Fabrikantenvillen am Elbhang entstand ein typisches Arbeiterwohn- und Fabrikviertel: “Mottenburg”, der Ort, wo man sich die “Motten” (Tuberkulose) holen konnte, durch die schlechten Wohn- und Arbeitsverhältnisse.
Von Kriegszerstörungen weitgehend verschont, wurde Ottensen eher durch die Nachkriegsplanungen einer “City-West” bedroht. Ganz Ottensen sollte einem City-Entlastungszentrum mit Anbindung an den neuen Elbtunnel über gigantische Autobahnzubringer weichen. Diese Pläne öffneten der Spekulation Tür und Tor und führten zu jahrelanger Vernachlässigung der alten Bauten bis hin zum Verfall. Auch der Wegzug großer Betriebe durch Wirtschaftskrisen, Mißmanagement oder fehlende Expansionsmöglichkeiten vermehrten die typischen Merkmale späterer Sanierungsgebiete: Leerstehende Häuser und Fabrikhallen, ungepflegte Altbauten, ungenutzte Freiflächen, Altlasten, der verstärkte Zuzug ärmerer Menschen, darunter viele EinwanderInnen und StudentInnen.
Beeinflußt durch die neue soziale Bewegung der 68er Jahre wurde Ottensen zu einem Stadtteil des Protestes gegen die “City-West”- Pläne: Bürgerinitiativen, sowie politisch und sozial engagierte Gruppen mischten sich ein und kämpften um Mitbestimmungsrechte bei Sanierung und Stadtplanung, um selbstverwaltete sozio-kulturelle Einrichtungen, Kinder- und Schülerläden, Gleichberechtigung für EinwanderInnen etc. Diese Gruppen arbeiten z.T. bis heute im Stadtteil.
Vor diesem Hintergrund wurde auch 1980 das “Stadtteilarchiv Ottensen” gegründet, als Sammelstelle für Geschichte und Geschichten, wo zusammen mit den BewohnerInnen des Stadtteils ein Ort öffentlicher Geschichtsaneignung mit unterschiedlichen Ansätzen in Bezug auf historische Spurensicherung, Forschungs- und Vermittlungsarbeit aufgebaut wurde. Das Stadtteilarchiv Ottensen verfügt heute über eine umfangreiche Sammlung zur Sozialgeschichte und -gegenwart des Stadtteils und kann Interessierten damit Kenntnisse und Erfahrungen an die Hand geben, um sich mit Entwicklungen und aktuellen Veränderungen des Viertels auseinanderzusetzen und sich an seiner politischen Kultur zu beteiligen. Mit eigenen Buchveröffentlichungen, Ausstellungen, Stadtteilrundgängen und anderen öffentlichen Aktionen und Veranstaltungen zu historischen und aktuellen Themen ist das Stadtteilarchiv Ottensen mittlerweile weit über Hamburg hinaus bekannt geworden.
Beim Stadtteilarchiv handelt es sich um ein für das Viertel typisches Arbeiterwohnhaus der 1860er Jahre. Die im Hinterhof gelegene Fabrik mit historischen Maschinen und Antriebstechniken konnte vor dem Abriß gerettet werden und ist heute bekannt als ein für Hamburg einzigartiges, gut erhaltenes und authentisches Zeugnis und Denkmal der Industriegeschichte und des Arbeiterwohnens. Ein zum Gesamtensemble gehörender Neubau konnte drei Einwandererfamilien als Wohnungen zur Verfügung gestellt werden.
Nicht weit entfernt von der Zeißstraße in der Friedensallee steht eine der letzten großen erhaltenen Fabrikhallen Ottensens. Nach achtjähriger Bauzeit wurde hier die alte Halle der ehemaligen weltweit bekannten Schiffschraubenfabrik “Zeise” auf Initiative des Hamburger Filmbüros zum Medienzentrum “Zeisehallen” mit Kinos, Unternehmen der Medienbranche, Geschäften, Kneipen und Restaurants umgebaut. Die Fabrikhalle steht ebenfalls unter Denkmalschutz, ist aber ein Beispiel für eine kommerzielle Umnutzung und nicht unumstritten – gerade wurde aus der unmittelbaren Nachbarschaft eine Bürgerinitiative gegründet, die sich gegen den Verkehrslärm durch die Kino- und Kneipenbesucher am Abend richtet.
Von diesem Verkehrsaufkommen sind auch die BewohnerInnen alternativer Bauprojekte betroffen, die gerade nach jahrelangen Bemühungen hier in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Zeisehallen ihre neuen Häuser beziehen konnten: die Mitglieder der Wohngruppenprojekte “Ottenser Dreieck” und “HausArbeit”. In 5 Häusern entstanden 48 Sozialwohnungen für etwa 100 Menschen, davon etwa 25 Kinder. Ein Haus ist für eine Gruppe alleinerziehender Frauen und Männer gebaut worden, ein anderes als Niedrig-Energiehaus. Von Anfang an haben sich die heutigen BewohnerInnen an der Planung und Organisation des Bauvorhabens als Genossenschaften beteiligt und haben gegen Behörden und Kreditgeber ihre Ideen von neuen Formen des Zusammenlebens in der Stadt durchgesetzt.
Eine weitere alte, heute umgenutzte Fabrik in Ottensen beherbergt das soziokulturelle Stadtteilzentrum “Motte” an der Eulenstraße / Rothestraße. Mit ihren zahlreichen Werkstätten (Foto-, Video-, Siebdruck-, Buchdruck-, Holz-, Ton-, Metall-, Fahrrad- und Motorradwerkstatt), den Kinder-, Jugend und Veranstaltungsbereichen, den Kursangeboten, der Teestube, dem angrenzenden Hühnerhof und der Bienenzucht auf dem Dach ist sie aus dem Stadtteil nicht mehr wegzudenken. Als Keimzelle der Stadtteilkultur und Soziokultur in Ottensen feierte die “Motte” 1996 ihr 20-jähriges Bestehen zusammen mit allen anderen Ottenser Initiativen, beispielhaft für eine vernetzte Kultur-, Politik-, Sozial-, und Geschichtsbewegung.
(Text Stadtteilarchiv Ottensen)
Unser Projekt
Ich habe immer ein Projekt, an dem ich arbeite. Meistens für meine Kunden. Von Zeit zu Zeit ist es aber auch ein persönliches Vorhaben, das mich neue Inspiration gewinnen lässt.
Valencia
Valencia
El Cabanyal in Valencia
El Cabanyal liegt an der spanischen Mittelmeerküste. Ursprünglich eine eigene Fischersiedlung, ist El Cabanyal heute ein Stadtteil von Valencia. 1993 wurde der Stadtteil wegen seiner einmaligen, in über 600 Jahren gewachsenen städtebaulichen Struktur und der vielen, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Fischern und Handwerkern im Jugendstil erbauten Wohnhäuser zum Kulturdenkmal erklärt. Seit 1998 soll eine 100 m breite Straße quer durch den Stadtteil gebaut werden. 450 Häuser sollen abgerissen, etwa 2000 Menschen umgesiedelt werden. Das Bauvorhaben wurde in diesem Jahr von einer Initiative vor Ort in Zusammenarbeit mit der Madrider Regierung gestoppt.
Die vielfältigen Aktivitäten wurden langjährig von Künstlern und Institutionen unterstützt.
Juni 2010 besuchten Studenten der Stadtplanung mit Prof. Yamamoto aus Mukojima zusammen mit Mitgliedern des Japanisch-Deutschen Stadtteildialogs aus Ottensen El Cabanyal in Valencia. Sie diskutierten in einem einwöchentlichen workshop über gemeinsame Probleme der Stadtplanung. Es wurde ein Film gezeigt und im darauffolgenden Jahr gab es eine Ausstellung von Ulli Thormann in El Cabanyal.
Die Ergebnisse des workshops wurden einige Male in Ottensen vorgestellt.
Hamburger Architekten studieren die Zukunft von Cabanyal
Dies wird am 3. November in Hamburg Ottensen stattfinden, wobei mit der Anwesenheit von Luis Francisco Herrero gerechnet wird, Professor der Universität Politécnica
Die Auseinadersetzung, hervorgerufen durch das Vorhaben des Rathauses von Valencia einen Teil des maritimen Stadtviertels Cabanyal abzureißen, um die Hauptstraße Blasco Ibáñez bis zum Strand hin zu verlängern, gelangt am 3. November in die deutsche Stadt Hamburg. Das Treffen in der Hansestadt wird einen großen Teil der Arbeit auswerten, die während des Kongresses „en3barrios“ vom 9. bis 12. Juni, organisiert von der Universität Politécnica de Valencia (UPV), geleistet wurde. Dabei ist auch das Ziel, gemeinsam mit den „Brüdern“ aus Ottensen (Hamburg) und Mukojima (Tokio) das historische Viertel der Hauptstadt von Turia zu vergleichen.
Das Publikum wird die Problematik der levantinischen Enklave aus vier wesentlichen Gesichtspunkten kennen lernen: Geschichte, Aktualität, Alternativplan genannt la Pepri (Spezieller Plan für Denkmalschutz, Rehabilitation und Restauration) und die Kooperation zwischen den Bezirken Cabanyal und Ottensen. Brigitte Abramowski und Burkhart Springstubbe werden zu Anfang an einem runden Tisch moderiert von Peter Schwanewilms das maritime Viertel präsentieren.
Die Geschichte und die aktuelle Situation werden von Professor Luis Francisco Herrero (UPV) mit der Unterstützung von Aitor Varea und Isa Gonzaléz analysiert werden. Herrero, der auch einen Vortrag in der Hamburger Universität halten wird, betonte, dass er „die Wurzeln, die Herkunft und die Werte des Stadtviertels aufzeigen möchte, erläuternd wie es war und wie es sich verändert hat“.
Eklektische Architekten
Dafür wird der Dozent verschiedene Dias zeigen, die die spezielle rasterartige Anordnung des maritimen Bezirks als das Erbe einer Epoche illustrieren, in der hier hunderte von charakteristischen valencianischen Baracken angesiedelt waren und die aktuell in die eklektische Architektur integriert ist. „Dieses sind die Prämissen, auf die man sich in der Deklaration der Kulturgüter des Viertels stützt, die von der spanischen Regierung gefördert werden, um seinen Erhalt zu sichern. Ich möchte zeigen, dass das, was man in der Deklaration vertritt, real ist, dass die Konditionen heute so sind.“ Gleichzeitig wird der Dozent die Mechanismen der Veränderung beleuchten, die erlauben, dass das architektonische Erbe im 21 Jahrhundert fortbestehen kann.“
Nach dem Vortrag von Herrero sind die deutschen Architekturstudenten an der Reihe, die an der Initiative „en3barrios“ teilgenommen haben. Sie werden von ihren Erfahrungen berichten, die ihnen die verschiedenen realisierten Arbeiten des Workshops ermöglicht haben. Der Architekt David Stal und das Mitglied der Bürgerinitiative „Salvem el Cabanyal“ Maribel Doménech sind die nächsten, die zu Wort kommen werden, um die Details des von der PSPV vorangetriebenen alternativen Plans la PEBRI zu behandeln. Die gleichen Autoren, zusammen mit Elisabeth Von Ducker, werden das Zusammentreffen mit einer Analyse der diversen Möglichkeiten der Kollaboration zwischen Ottensen und Cabanyal beenden. Herrero erklärte, dass „wir von ihrer Erfahrung der Rehabilitation und sie von unserem System des bürgerlichen Kampfes lernen können.“
Peter Schwanewilms
Die Hand, die die beiden Viertel zusammenführt
Ohne Zweifel, ist Peter Schwanewilms einer der Personen, die die Fäden geknüpft hat, um ein Treffen zu organisieren. Er hat acht Jahre lang in Valencia (2000 – 2008) gelebt und nahm aktiv an den Forderungen der Bürgerinitiative „Salvem el Cabanyel“ teil. Der deutsche Aktivist erklärte „während meines ersten Aufenthalts in Valencia wohnte ich in einem Hotel nah am Strand. Als ich alle die Plakate von Salvem voll von Forderungen sah, erinnerte mich das sofort an alle die erlittenen Probleme in Ottensen und ich fühlte mich sofort wie Zuhause“. Die Begebenheiten des Lebens – seine Frau wurde Lehrerin an der deutschen Schule in Valencia – es brachte ihn zurück in die Hauptstadt von Turia. Jetzt, zurück in seinem Heimatland, zögert er nicht im Nachbarschaftskampf, „ich glaube, dass wir durch die Bewahrung unserer historischen Bezirke die Entwicklung einer europäischen Identität in einer immer mehr globalisierten Welt erleichtern“. Seine Rückkehr nach Deutschland war zumindest ungewöhnlich. Peter schwang sich auf sein Rad, um fast 2500 km von Valencia nach Hamburg zurückzulegen. Und er tat dies mit einem symbolischen roten Seil, mit dem er sich in allen großen Städten fotografierte, die er besuchte.
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Jeder fängt mal klein an - so wie wir. Aus einer gemeinsamen Vision haben wir zusammen Schritt für Schritt etwas Großes gemacht. Darauf sind wir stolz.
Rikuzentakata
Rikuzentakata
Die Katastrophe am 11. Maerz 2011 hat uns alle sehr bewegt und der japanisch-deutsche Stadtteildialog versuchte zu unterstuetzen und Kontakte zu schliessen. Der japanisch-deutsche Stadtteildialog hat zusammen mit Prof. Yamamoto und seinen Studenten Kontakt zum zerstoerten Rikuzentakata aufgenommen. Wir haben in Hamburg fuer sie gesammelt, alljaehrlich Informationen ausgetauscht und Gaeste von dort empfangen.
Altona hilft Japan
Benefiz-Abend mit Informationen, Musik, Lesung, Spezialitaten und Tanzperformance
Eintritt frei, wir bitten um Spenden. Mit dem Erlos werden Aktionen fur die von Erdbeben, Tsunami und Reaktorkatastrophe betroffenen Gebiete unterstutzt
Sonnabend, 18. 6. 2011, Stadtteil- und Kulturzentrum Motte, Ottensen,
Japan und Deutschland: Kulturaustausch
zwischen den Bürgern heute und damals
Nach der Katastrophe zurück zur „Normalität“?
Mit mehr Bürgerbeteiligung zu einem nachhaltigen, sicheren und umweltfreundlichen Japan
Eine Veranstaltung der Universität Hamburg/Asien-Afrika-Institut, von East-West-Visions e.V. und dem Japanisch-Deutschen Stadtteildialog
18.11.2011 bis 19.11.2011 Universität Hamburg und Ev.Kirchengemeinde Ottensen
Stadtteilentwicklung und Katastrophenbewältigung in Japan
5 Jahre nach dem Großerdbeben-/ der Tsunami-Katastrophe in Ostjapan
Berichte über den Wiederaufbau und zum AKW Fukushima
Stadtentwicklung mit Katastrophenschutz in Mukojima/ Tokyo
Kurze Berichte über das Erdbeben in Kumamato am 17. April 2017
13. Juli 2016 Motte, Ottensen
Wir sind mehr als ein nur ein Haufen Experten: Bei uns arbeiten kluge Köpfe als Freunde zusammen. Gemeinsam stecken wir viel Freude und Leidenschaft in unser Produkt, das zeichnet uns aus.